Tag Archives: PMS Lounge

Das wird nichts.

Charlotte: Das wird nichts. Das wird nichts, das wird nichts, das wird nichts.

Gwen: Natürlich wird das was, das muss was werden.

Charlotte: Ja, und zwar schlecht. Diesmal wollte ich echt zu viel für die kurze Zeit. Meine Güte, warum muss das auch immer alles so anstrengend sein. Diese ganzen Weiber machen mich wahnsinnig! Die machen alle, was sie wollen. Oder die machen gar nix. Weißt du, für die anderen ist das halt irgendsoein Stück, aber für mich ist das eine große Sache.

Gwen: Das IST doch auch ein gutes Thema. Das hat eine gesellschaftliche Relevanz, sonst wär das ja gar nicht hier zum Festival eingeladen… oder überhaupt gefördert worden…

Charlotte: Aber das meine ich nicht! Ich meine das doch nicht nur gesellschaftlich, das ist etwas sehr Persönliches, ein state of mind, etwas ganz in einem drin, in mir drin. … Das versuch ich ja die ganze Zeit zu erklären. Und dann wird das aber wieder so Brigitte-Niveau.

Gwen: Das ist doch nicht Brigitte-Niveau. Eher so missy, oder…

Charlotte AAAAHHHHR! Es kommt ja zum Glück niemand und guckt es sich an. Fast niemand. Ist sicher besser so. (schaut sich um). Oh Gott, da sind doch schon welche. Und die wollen jetzt hier was sehen, die erwarten jetzt was. Jetzt soll man hier so abzappeln und Inhalte absondern und danach verschwindet doch wieder alles in der Versenkung, als wäre nichts geschehen … da wird man EINMAL zu einem Festival eingeladen und dann geht alles in die Hose. Zum Glück werde ich sicher nie wieder zu irgendwelchen Festivals eingeladen. Und gefördert werde ich auch nie wieder. Das ist ja auch gut so, die Juries wissen schon, was sie tun, die fördern halt Sachen, wo so in größerem Rahmen gedacht wird, nicht so kleinkleinnörgelnörgel…

Höhepunkt

Ich sehe: Ein Loch, dunkel, eine Art Schacht. Ich schwebe darüber, es ist kein Boden erkennbar. Der Rand bröckelt, Kabel und Dämmmaterial sind stellenweise sichtbar. Einige Kabel sind abgeschnitten – also, wenn da noch Strom draufliegt, das ist doch total gefährlich -  Ich gleite langsam, wie an einem Kran geführt, den Schacht hinunter. Entgegen der Abwärtsbewegung meines Körpers perlt in mir etwas hoch, wie Kohlensäure, es sammelt sich in meinen Wangen und Ohren, es drückt auf meine Augenbrauen. Die Lider lassen sich nicht schließen. Meine Augen schauen wie ein Messer durch die Dunkelheit. Das Aufperlen in meinem Körper wird gröber, wie übermäßige Darmtätigkeit, Schmerz mischt sich im Unterleib dazu, in gelegentlichen Schüben stärker werdend. Und stärker, und stärker. Ein Pickel beginnt sich unter meinem rechten Mundwinkel zu bilden.

Ich bin müde, aber gleichzeitig rastlos. Ich versuche, ruhig zu atmen, den Zustand zu akzeptieren, ihn nicht als etwas Feindseliges wahrzunehmen, das Gefühl des Schwebens nicht zu verlieren. In immer schnellerer Folge wechselt meine Aufmerksamkeit von meinem Unterleib in meinen Kopf und zurück und dann in eine Außensicht: auf meine abgekauten Fingernägel, meine Oberschenkel und mein Hohlkreuz, auf meine Zähne und meinen hauptsächlich noch unterirdischen Pickel.

Dann Erinnerungen an Begegnungen, Telefonate und Mails der letzten Tage, in denen ich Mißtöne und Verletzungen meine wahrgenommen zu haben. Die Vorstellung, dass meine Kolleginnen und Freunde sich über mich unterhalten und sich bestätigen, daß ich dumm, verrückt und aggressiv bin.

Ich zwinge mich, die Augen zu schließen und meine Aufmerksamkeit zu dezentrieren, mich zu öffnen. Weiteratmen. Etwas endet und endet, hört nicht auf zu enden. Um mich herum wird der Schacht weit, dehnt sich wie die allumspannende Vergänglichkeit, eine riesige unterirdische Höhle. Meine Füße setzen auf, ich stehe. Ein weicher feiner, lehmartiger Sand ist auf dem Boden, wie Heilerde. Der Geruch modrig. Ein wenig graues Licht erhellt die Höhle, in der ich mich befinde. Keine Ahnung, woher das Licht kommt.

Ich träufele mit einer Pipette einige Tropfen Rosenwasser auf den Boden. Kellerasseln verschwinden irgendwo hin. Ein paar Schritte entfernt von mir ein Haufen. Ich trete näher. Der Haufen bewegt sich. Es ist eine Schlange. Nein, es sind zwei Schlangen. Sie kämpfen, oder ist es ein Paarungsritual? Ich trete der einen Schlange gegen den Kopf. Sofort durchschneidet ein Schmerz meinen Unterleib, ich .. muss mich setzen.

(es folgt: Sarabande)

 

Lounge 3: PMS und Utopie

PMS LOUNGE – HULDIGUNG EINES ZUSTANDS

Lounge 3: PMS und Utopie

„Ich hoffe, Sie verstehen, dass wenn wir in einem Matriarchat leben würden, PMS selbstverständlich einen ungleich VIEL höheren Status hätte, in etwa wie die männliche Melancholie im 19. Jahrhundert.“                             (Liv Strömquist, Der Ursprung der Welt)

Es ist soweit: PMS, die Poetisch Magische Sensation, strebt ihrem Höhepunkt entgegen! Die Umwertung der Begriffe hat stattgefunden, wir feiern des Ende der Biologismen, der Selbstzweifel und Diskreditierungen. Was soll die Tiefstapelei: Eine Utopie jenseits von Patriarchat oder Matriarchat, von Vermehrung oder Verwertung. Party! Mixgetränke! Show! P!M!S!

Willkommen in der PMS Lounge, wo jedes Glas halbleer und die Toilette immer besetzt ist. Für drei Herbstnächte verwandelt sich das Turmzimmer des Uebel & Gefährlich in einen Ort zwischen Installation und Theaterperformance. Hier wird dem prämenstruellen Syndrom gehuldigt und das eine oder andere Feierabendgetränk gekippt.

Kontroversen, Befindlichkeiten und Rituale auf dem youtube-channel PMS-TV: https://www.youtube.com/channel/UCJ2tflKVh10yX-xoBMFR8TQ

Zeremonienleitung: Stefanje Meyer, Charlotte Pfeifer und Susanne Reifenrath / Installation: Fehmi Baumbach / Musik: Pascal Fuhlbrügge (Erneuerbare Energien) und Swantje Tessmann (Ensemble Resonanz) / Gast: Sibylle Peters / Pheromonale Kommunikation: Judith Huber & Eva Löbau / Kostüm: Gwendolyn Jenkins / Zoff : Svenja Ipsen / PMS-TV: Helena Ratka / Produktion: Zwei Eulen / Presse: Michel Büch

Do, 02.11.2017, Uebel & Gefährlich

Eintritt 5 €, nur Abendkasse, kein VVK

Gefördert durch den Elbkulturfonds und Fonds Darstellende Künste

Foto: picturekat