DIY in Dithmarschen

Guten Abend, herzlich willkommen zur Dithmarscher Botschaft.
Mein Name ist Boy H. Werner, und ich freue mich, Sie hier zu sehen.
Vielleicht sage ich kurz ein paar Worte zur Dithmarscher Botschaft:
Die Dithmarscher Botschaft ist zugleich Raum und Inhalt. Meistens findet sie in Dithmarschen selber statt, aber eine Botschaft kann ja auch etwas sein, das in die Welt hinausgetragen wird – eine italienische Botschaft beispielweise steht ja nicht in Italien, sondern irgendwo anders.
Es geht um die Dithmarscher Kultur, und ich bin jetzt quasi der Botschafter der Dithmarscher Kultur.
Und warum Dithmarscher Kultur in die Welt hinaustragen? Die übliche Richtung ist ja andersherum: Kulturphänomene aus Metropolen breiten sich aus, kommen dann in mittelgroße Städten an, später in Kleinstädten, dann irgendwann eventuell auf dem Dorf. Wenn das Kulturphänomen nicht zwischendurch irgendwo verloren gegangen, versickert oder verhindert worden ist.

Aber warum nicht mal andersherum? Es gibt Kultur auf dem Dorf, ja tatsächlich, und die ist nicht ausschließlich spießig, rechts oder nur mit Bier und Korn zu ertragen. Wobei, nichts gegen Bier und Korn. Es ging in der Dithmarscher Botschaft letztes Jahr schon um die erstaunliche Party- und Clubbing-Kultur in Dithmarschen in der 70ern bis 90ern und in einer weiteren Botschaft um die Hassliebe zu Nacktschnecken, großes Thema letztes Jahr in Dithmarschen, aber indirekt ging es um die Fähigkeit, Ambivalenz zu ertragen.

Heute wird es ums Selbermachen gehen. Wi mok dat sölmst, sagt man ja auch in Dithmarschen, das hat mir meine Nachbarin beigebracht. Mit so einer Mischung aus ö und ü, den Buchstaben gibt es im Hochdeutschen Alphabet gar nicht.

Ich möchte auch eben die beiden hier vorstellen: das hier ist Pascal Fuhlbrügge, Du bist ja Musiker. was hast Du uns da mitgebracht?

(Pascals Monolog über den Moog-Synthie)

Und hier Torsten Schütte, als was würdest Du Dich bezeichnen?

(Torsten erzählt was darüber, ein Theater zu betreiben)

Also, als Musiker würdest Du Dich nicht bezeichnen? Ab wann ist man eigentlich Musiker:in? Ich habe Dir jedenfalls Dein heutiges Instrument mitgebracht, aber Du musst es Dir noch selber zusammenbauen. Es ist ein Bausatz.

(Theremin- Bausatz überreichen)

Ja, üblicherweise habe ich noch eine Assistentin, oder eher Managerin: Jutta. Sie kann leider nicht da sein heute, sie hat’s erwischt, Magen-Darm. Aber sie hat mir ein tolles Kohl-Rezept gewhatsappt, mit dem Kommentar: das schaffst Du schon. Das machst Du jetzt selbst. Naja, und ich sags gleich: ich habe es NICHT geschafft. Schon rein zeitlich nicht. Deswegen wäre es toll, wenn hier noch ein paar andere Leute unterstützen: Es gibt Kohlrouladen mit Kartoffeln. In vegan!. Ich habe mir zur Aufgabe gemacht, bei jeder Dithmarscher Botschaft irgendetwas mit Kohl anzubieten. Also, wir brauchen zwei bis drei Leute, die Kartoffeln schälen und drei Leute, die die Kohlrouladen wickeln. Das geht ganz einfach, sagt Jutta.

Kohlrouladen erklären, Kartoffeln schälen

Gut, Ich bin jedenfalls keiner von diesen Leuten, die glauben, dass sie einfach alles können und dann auch alles selber machen. Ich bewundere das, aber bei mir ist es eher so: ich bin auf einigen Feldern bewandert, auf anderen eher nicht so. Und da muss ich mich auf die Fähigkeiten anderer verlassen.  

In Dithmarschen ist das Selbermachen sehr positiv besetzt und auch weit verbreitet. Ich bin immer ganz baff wenn ich mitbekomme, was dort alles selbst gemacht wird, was selbst gebaut, repariert, geplant, organisiert wird. Da muss man nicht erst einen Antrag schreiben, da muss man nicht erst mehrere Fachleute hinzuziehen, da schaut man vielleicht mal ein youtube-How-to-do an, oder man kennt wen, die wen kennt, und los geht’s. Bewundernswert.

Letztens wurde im Dorf das neue Feuerwehrauto der Freiwilligen Feuerwehr eingeweiht, da sind alle ganz stolz drauf, zurecht, und jetzt lernen die, wie sie damit umgehen, damit sie im Notfall eben selber Feuer löschen können.

Torsten: hier muss was gelötet werden.

Boy: Ja. Interessant!

Torsten: Aber ich kann nicht löten.

Boy: Nein? Interessant.

Torsten: Kann hier wer löten?

Martin: Ja, ich.

Boy: Martin, Du könntest Torsten helfen? Toll, danke! Und wo gehtst Du jetzt hin, Torsten?

Torsten: Ich schaue, was die Dinge von selber für Geräusche machen.